Kastration | Das ganze Drama & der Kastrationschip

Kastration ist ein heißdiskutiertes Thema, bei dem die Meinungen stark auseinander gehen und häufig eine einzige Sichtweise eisern vertreten wird. Neben unserer Sicht auf das ganze Thema wird es vor allem um unser kleines Drama und unsere Erfahrung mit dem Kastrationschip gehen.

Unsere Sichtweise

Grundsätzlich sind wir weder Befürworter noch Kastrationsgegner. Wichtig ist für uns, wie in allen anderen Belangen auch, dass individuell entschieden wird, denn jeder Hund ist ein Individuum und sollte auch als solches behandelt werden. Für den einen mag die Kastration das Richtige sein, für den anderen macht es vielleicht gar keinen Unterschied, da die Ursachen ganz woanders liegen. Eine Kastration stellt keinesfalls ein Allheilmittel für Fehler/Mängel/Faulheit in der Erziehung oder für Verhaltensauffälligkeiten dar.

Sollte man sich für eine Kastration entscheiden, sollte meiner Meinung nach ein guter Grund dafür vorhanden sein und man sollte sich im Klaren darüber sein, was eine Kastration bedeutet, was die Folgen sein könnten, etc. Diese Entscheidung sollte man nicht leichtfertig treffen.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob eine Kastration für seinen Hund das Richtige ist, kann man (zumindest bei Rüden, bei Hündinnen kenne ich mich noch nicht so gut aus) mit Hilfe des Kastrationschips sehen, welche Veränderungen im Verhalten des Hundes durch die Kastration auftreten.

Nur Augen für alles andere (auch wenn nichts zu sehen ist…)

Ist Lando kastriert?

Ihr könnt es euch sicherlich schon denken: Lando wurde kastriert. Wir haben uns sehr lange mit dem Thema beschäftigt, lange hin- und herüberlegt und viel diskutiert. Wir hatten für die Kastration zwei Gründe, einen Hauptgrund und einen Nebengrund. Der Hauptgrund und unser größtes Problem war ein extremer Vorhautkatarrh (= Entzündung der Schleimhaut an der Vorhaut mit eitrigem Ausfluss), den Lando irgendwie schon immer hatte. Bis wir herausgefunden haben, was das nun ist, hat es ein Weilchen gedauert und Lando war ca. 6 Monate alt. Wir waren dann beim Tierarzt, haben es untersuchen lassen und von da an hieß es regelmäßig spülen. Mit Kamillentee, Natriumchlorid, Joghurt, und extra Spülungen für einen Vorhautkatarrh vom Tierarzt… Nichts hat länger geholfen. Zwischendurch bekam er Antibiotika, half nicht. Dann haben wir homöopathische Mittel probiert, half nicht. Dann ein Kuheuterindikator. Damit hieß es, wir werden ein halbes Jahr Ruhe haben. Nach 2 Tagen war es wieder da. Eine Tierheilpraktikerin konnte uns auch nicht helfen. Auf Dauer war das ja kein Zustand. Lando musste 3 mal am Tag gespült werden, was er sich irgendwann auch nicht mehr gefallen lassen wollte. Für die, die sich nichts darunter vorstellen können: wir hatten überall im Haus, wo Lando lag oder nur lang lief grüne, eitrige Flecken, sogar an der Tapete, im Bett und an den Schränken. Unangenehm gerochen hat es auch. Wer das kennt, weiß, dass das nicht schön ist. Laut Tierärztin wäre das mit der Kastration vorbei.

Draußen gestresst

Der Nebengrund war, dass Lando draußen total gestresst, nur am Schnüffeln und überhaupt nicht ansprechbar war. In der Hundeschule hat er ein riesiges Theater gemacht, sodass wir die Stunden alleine hinter einem Baum in der Ecke verbrachten, weil wir uns den anderen Hunden (Hündinnen) nicht nähern konnten, ohne dass er gequietscht hat oder in die Leine gesprungen ist, dabei waren die nicht mal läufig. Außerdem hat er ständig markiert, was auf einem Hundeplatz natürlich unterbunden werden sollte, aber das hat Lando nicht gestört, pinkelt er mir halt auf den Schuh und auch das Markieren beim Gehen hat er perfektioniert. Selbst die feinsten Leckerli hat er wieder ausgespuckt… Dadurch sind wir mit dem Training kein Stück vorwärts gekommen.

Lando draußen: Ohren auf Durchzug, geistig nicht anwesend.

Kastration “auf Probe”

Wir haben uns schließlich für eine Kastration auf Probe, also für einen 1-Jahres-Kastrationschip, entschieden. Den hat Lando Mitte-Ende Juli 2017 bekommen als er ca. 1 Jahr und 3 Monate alt war. Ihr seht, wir haben knapp ein Dreiviertel Jahr alles mögliche ausprobiert bis wir uns für die Kastration entschieden haben. Wichtig war uns natürlich, dass er ausgewachsen und vom Kopf her relativ erwachsen ist, was man durch sein Verhalten allerdings auch schwierig beurteilen konnte.

Es dauerte bis Ende September/Anfang Oktober bis sich die Wirkung zeigte. Diese 9-10 Wochen waren sehr anstrengend, da alles nochmal viel, viel, viel schlimmer wurde als vorher. Ich übertreibe nicht, es war wirklich der Horror. Das einzige, was uns Hoffnung gegeben hat, war, dass der Chip ja scheinbar Wirkung zeigte. Am Anfang nach einer Kastration oder dem Chip ist es nämlich normal, dass es sich oft erst verschlimmert, da sich der Hormonhaushalt verändert und sich neu einstellt. Dass es aber über zwei Monate gedauert hat, bis es sich eingependelt hat, hätten wir nicht erwartet. Unser Tierarzt hatte was von drei Wochen gesagt, aber mir wurde auch von anderen erzählt, dass es bei ihnen 6-8 Wochen gedauert hat.

Juhu, der Chip wirkt! Lando ist aufnahmefähig und darf auch mal ohne Leine toben!

Der Strich durch die Rechnung

Unser Plan war eigentlich abwarten und gucken, was das Jahr mit dem Chip so bringt. Sollte es bei unserem Problem helfen, wollten wir ihn vor Ablauf des Chips richtig kastrieren lassen, damit Lando das Auf und Ab der Hormone nicht nochmal durchmachen muss. Leider ließ die Wirkung des Jahres-Chips nach knapp 2 Monaten schon nach. Anfang Dezember 2017 wurde das Verhalten wieder schlimmer und auch der Vorhautkatarrh war wieder da. Ende Januar haben wir ihn dann schließlich richtig kastrieren lassen und es dauerte wieder seine Zeit, bis die Kastration “wirkte”.

“Du, Frauchen? Irgendwas ist anders mit mir. Ich glaube, der Chip wirkt nicht mehr!”

Lando heute

Mittlerweile sind wir mit Lando sehr zufrieden, was den Alltag anbelangt. Der Vorhautkatarrh ist endgültig Geschichte und unser Training draußen hat große Fortschritte gemacht. Für uns war die Kastration die richtige Entscheidung, denn Lando ist draußen entspannter geworden (auch wenn von entspannt noch nicht die Rede sein kann). Sein quietschiges Verhalten gegenüber anderen Hunden ist allerdings gleich geblieben. Mehr über Landos Veränderungen vor und nach der Kastration erzähle ich bald in einem extra Beitrag.

Vielleicht habt ihr ja ähnliche Erfahrungen gemacht.

Liebe Grüße,
Lando & Sophia

2 Kommentare bei „Kastration | Das ganze Drama & der Kastrationschip“

  1. Hallo Sophia,
    der arme Lando. Mit dem Kastrationschip kann ich auch so ein Lied singen. Ich habe einen Hund aus Rumänien, aus dem Tierschutz. Mit 5,5 Monaten habe ich ihn bekommen und er war ein völlig verängstigtes Häufchen Elend. Mittlerweile habe ich Ihn jetzt gute 8 Monate und wir haben viel erreicht. Misstrauisch ist er fremden Menschen gegenüber immer noch, ganz schlimm bei Kindern. Auch mein Finny hat so schlimmen Vorhautkatarrh. Deshalb wurde auch, nachdem nichts genützt hat, vom Tierarzt die Kastration angeraten. Okay, ich wollte aber unbedingt warten, bis sich seine Angst gelegt hat, da ich Angst hatte, dass sich sein Angstverhalten durch die Kastration verfestigt. Dann habe ich mich mit der Tierärztin auch erst mal für den Chip entschieden. Am 05.07. hat er den bekommen, bisher keine Wirkung, eher auch Verschlechterung, totales Durchknallen bei Hündinnen, Hundeplatz Katastrophe, Vorhautkatarrh immer noch da, Fressen gleich null und nur mit Überredungskunst und Käsespätzle. Furchtbar. Jetzt, nach 8 Wochen plötzlich fällt mir auf, dass er nicht mehr eitrigen Ausfluss hat seit einigen Tagen, besser frisst, verwöhnt ist er mittlerweile allerdings, und das Markieren hat seit zwei Tagen aufgehört. Es scheint, als hätte der Chip jetzt endlich angefangen seine Arbeit zu machen. Auf jeden Fall werde ich Finny in den nächsten Wochen kastrieren lassen, da du schreibst, dass die Wirkung dann auch schnell wieder nachlässt. Ich habe auch nur den 6 Monatschip implantieren lassen. Fazit: Von mir keine Empfehlung. Geld ist eigentlich zum Fenster rausgeworfen.
    Liebe Grüße Kerstin

  2. Hallo wir hatten schon zwei rüden gehabt und mit denen hatten wir nie Probleme gehabt. Deshalb hatte ich mich wieder für einen rüden entschieden, da unsere zwei anderen hunde leider nach einer Krankheit einschläfern mussten. Unser neuer ist ein kleiner Rabauke, er makiert alles sogar sein eigenener Urin. Leider makiert er auch in unserer Wohnung haben ihm daraufhin nachdem wir einiges ausprobiert haben eine rüdenbinde angezogen. Aber leider makiert er immer noch. Draußen bellt er alles und jeden an. Wir sind uns jetzt auch schon seit längerem am überlegen ob wir ihn kastrieren lassen sollen. Wir wissen nur noch nicht ob wir ihm die hormonspritze, den chip oder richtig kastrieren lassen sollen. Lg Verena

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