Sommer-Horror: Grannen beim Hund

Grannen beim Hund – der Sommer-Horror schlecht hin! Habt ihr schon von diesen fiesen Borsten gehört? Sie sind der Albtraum für Hundebesitzer im Sommer und einer der häufigsten Gründe für einen Besuch beim Tierarzt. Und auch wir blieben nicht davon verschont…

Grannen haben gerade ihre Hochsaison! Nach wie vor sind Grannen beim Hund eine viel unterschätzte Gefahr: Viele Hundehalter sind sich den schweren Folgen eines „Grannen-Unfalls“ nicht bewusst oder haben sogar noch nie davon gehört. Was Grannen überhaupt sind, was sie so gefährlich macht und welche Erfahrung wir damit gemacht haben, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Die Hochzeit der Grannen

Es ist Anfang Juli: Die Gräser auf Wiesen und am Feldrand sind inzwischen hochgewachsen und die Getreidefelder langsam erntereif. Im Sommer beginnt die Grannenzeit und für Tierärzte ist es eine alltägliche Aufgabe, Hunde von Grannen zu befreien. Auf Instagram liest man regelmäßig Beiträge über Grannen-Verletzungen und kann in den Stories den Heilungsprozess beobachten. Obwohl mir die Grannen so präsent waren, hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir die nächsten sind. Es kann einfach so schnell gehen, ein falscher Schritt des Hunden und schon ist man in kürzester Zeit auf dem Weg zum Tierarzt. Ich persönlich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Grannen noch gefährlicher sind als Zecken.

Alou schüttelt sich

Ich bin gerade zur Tür reingekommen als meine Mutter sagte, dass Alou sich seit ca. einer Dreiviertel Stunde ständig schüttelt. Mein erster Gedanke war direkt „Oh oh – Granne!“ Dadurch, dass auf ich auf Instagram bereits viele Beiträge und Storys zum Thema Grannen gesehen und mich auch so informiert hatte, wusste ich, dass das kein gutes Zeichen war. Ich habe selbst noch einen Blick ins Ohr geworfen, konnte aber nichts entdecken. Also haben wir uns schnell bei unserem Tierarzt angemeldet und sind direkt losgefahren. Auf dem Weg dort hin habe ich versucht, das Schütteln zu verhindern, in dem ich sie entweder getragen und im Wartezimmer ins „Platz“ geschickt habe. Durch die Bewegung des Hundes wandern die Grannen nämlich immer tiefer in den Körper hinein.

Grannen – was ist das überhaupt?

Grannen sind ein Teil der Getreideähre und befinden sich am Ende vieler im Sommer reifender Getreidesorten und Gräser. Sie schützen das Samenkorn des Getreides mit ihren feinen Widerhaken. Diese scharfe, borstige Spitze hilft dem Getreide, seine Samen zu verbreiten und sich in den Boden zu bohren. Mit den winzigen Widerhaken bleiben sie leicht an unserer Kleidung und am Fell der Vierbeiner hängen.

So harmlos eine Granne auch aussehen mag: Wenn ihr mit den Fingern über das Ende einer Granne streicht, könnt ihr die tückischen Widerhaken deutlich spüren.

Getreide (Roggen) mit Grannen
Roggen-Feld: Vorsicht, Grannen!

Im Hoch- und Spätsommer haben Grannen ihre Hochsaison: Wenn es draußen wärmer wird und das Getreide reif und trocken ist, löst es sich schneller von der Pflanze ab. Durch leichte Berührungen verhaken sich die Grannen beim Hund bereits schnell im Fell oder in unserer Kleidung. Auch durch den Wind können sie sich lösen und sich auf dem Boden verteilen.

Im Frühjahr und am Anfang des Sommers ist die Grannen-Gefahr eher gering. Dort sind sie noch grün und brechen nicht so schnell von der Getreidepflanze ab.

Grannen bei uns in Deutschland:

  • Gerste: sehr lange Grannen; bleibt schnell im Fell hängen
  • Roggen: mittellange Grannen; verhakt sich gut im Fell
  • Weizen: meist ohne Grannen; dennoch Vorsicht geboten
  • Mäusegerste: Unterart der Gerste; wächst am Wegesrand und in Städten, ist kleiner
  • Federgräser

Was Grannen beim Hund so gefährlich macht

Wie bereits gesagt befinden sich an den Enden der Granne winzig kleine Wiederhaken, die aussehen wie feine Härchen. Damit bleiben sie beim Vorbeilaufen und der kleinsten Berührung direkt im Fell des Hundes hängen und lösen sich von alleine nicht wieder ab. Der Hund hat kaum eine Möglichkeit, sich von allein von der Granne zu befreien. Die Versuche, die Granne durch Schütteln loszuwerden, bleiben zwecklos oder machen das Ganze noch schlimmer. Durch die Bewegung des Hundes wandert die Granne mithilfe der Widerhaken immer dichter zur Haut und kann sich dort hineinbohren.

Grannen können sich nicht nur in die Haut des Hundes bohren, sondern auch in die Pfoten, Augen, Ohren, Nase, Genitalien oder Achselhöhlen.

Hat sich die Granne bereits in die Haut oder eine Körperöffnung hineingebohrt, entzündet sich die Stelle und die Granne wandert noch weiter in den Körper hinein. Von dort kann sie im ganzen Körper umherwandern und die Organe schädigen.

Granne im Ohr:

Hunde haben auch Fell in ihren Ohren, was gerade bei langhaarigen Hunden und Hunden mit Schlappohren das Festsetzen von Grannen begünstigt.

Hat sich die Granne im Fell des Ohrs verhakt, kann sie durch die Bewegung des Hundes in den äußeren Gehörgang gelangen. Da dieser Fremdkörper natürlich am Ohr stört, reagiert der Hund mit Schütteln und Schiefhalten des Kopfs darauf oder kratzt sich das Ohr. Dadurch wandert die Granne immer weiter in das Ohr hinein bis sie schließlich im Trommelfell steckt. Wird die Granne nicht schnell entdeckt, kann es zu Entzündungen oder gar ernsthaften Schäden des Trommelfells führen.

Bei Alou steckte die Granne, bzw. die Grannen auch schon tief im Gehörgang und 2 hatten sich bereits etwas in das Trommelfell gebohrt – und das nach so kurzer Zeit! 

Granne in der Pfote:

Die Haut zwischen den Zehen ist auch eine Stelle, an der Grannen häufig zu finden sind. Das Gefährliche hier ist, dass die Granne durch das Auftreten der Pfote schnell in die Haut gelangen und dann im Körper umherwandern können. Meist erkennt man die Granne in der Pfote daran, dass sich der Hund die Pfote leckt, lahmt, humpelt oder die Stelle geschwollen ist. Wenn eine Granne bereits tief in der Pfote steckt, kommt sie, wenn es gut läuft, oben an der Pfote wieder raus und kann entfernt werden. Schwierig wird es, wenn die Granne Richtung Bein wandert und mit einer komplizierten Operation unter Vollnarkose entfernt werden muss.

Tipp: Wenn man das Fell unter dem Pfoten möglichst kurz hält, bietet man den Grannen weniger Möglichkeiten, um sich festzuhaken und man kann sie schneller erkennen.

Granne in der Nase:

Ständiges Niesen des Hundes kann darauf hindeuten, dass eine Granne in der Nase steckt. Auch hier ist es ziemlich gefährlich, wenn die Granne nicht schnell entdeckt wird: sie können bis in die Lunge wandern und dort lebensgefährliche Entzündungen hervorrufen. Sitzt die Granne noch im oberen Atemweg, kann sie noch gut und relativ unproblematisch entfernt werden.

Unsere Tierärztin hat uns von ihrem schlimmsten Grannen-Patienten erzählt, bei dem mehrere Grannen tief in der Nase und in den Bronchien des Hundes steckten und sie diese in mehreren langen Operationen entfernt hat.

Granne im Auge:

Auch in die Augen kann eine Granne gelangen. Oft merkt man es hier gar nicht direkt, denn Hunde kneifen schnell ihre Augen zusammen, wodurch der Fremdkörper nach hinten wandert und die Granne erstmal verschwunden ist. Von dort kann sie aber Entzündungen auslösen. Meist leiden die Hunde an einer schmerzhaften Bindehautentzündung.

Weitere Stellen, an denen Grannen häufig festsitzen, sind Achseln oder der Genitalbereich.

Australian Shepherd Junghund sitzt auf einer Wiese

Symptome – Grannen beim Hund erkennen

Wie erkennt man, ob sein Hund eine Granne hat? Merkt man es überhaupt?

Die Symptome sind sehr verschieden und unterscheiden sich je nach Körperstelle, an der die Granne sitzt.

Aufpassen solltet ihr, wenn euer Hund:

  • sich viel schüttelt
  • den Kopf schief hält
  • die Pfoten leckt
  • humpelt
  • sich viel kratzt
  • häufig niest
  • eine Körperstelle entzündet und geschwollen ist
  • starken Augen– oder Nasenausfluss hat
  • lahmt
  • sich durch Schmerzen anders verhält als gewohnt

Grannen-Unfall im eigenen Garten

Wie kommt es denn nun zu einer Grannen-Verletzung und kann man das nicht einfach verhindern? Leider ist so ein Unfall mit Grannen beim Hund schneller passiert als man gucken kann. Wir lassen die Hunde eigentlich nie über Wiesen oder Felder toben und an dem Tag, an dem es passiert ist, ist Alou nur an kurzer Leine an der Straße gelaufen und war bei uns im Garten. Und dort muss es wohl auch passiert sein. Unter dem Baum, an dem im Winter Vogelfutter hängt, haben sich einige Samen ausgesät und sind zu richtigen Getreidepflanzen herangewachsen. Wahrscheinlich ist Alou beim Toben mit Lando daran vorbeigelaufen und hat sich die Grannen ins Ohr gerammt. So schnell kann es gehen und irgendwie ist man nirgends davor sicher. Gerade auch, wenn die Felder gemäht werden und eventuell einzelne Grannen durch die Luft fliegen, kann man seinen Hund nur schwer davor schützen.

Erste Hilfe bei Grannen

Wie handelt man richtig, wenn man eine Granne bei seinem Hund entdeckt oder vermutet? Hier solltet ihr unbedingt aufpassen, dass ihr nicht selbst versucht, eine Granne zu entfernen, die sich bereits im Körper des Hundes verhakt hat. Denn Grannen sind sehr trocken und brechen schnell ab. Da besteht die Gefahr, dass ein Stück der Granne trotzdem im Körper stecken bleibt und so nur schwer von eurem Tierarzt gefunden werden kann. Sitzt die Granne noch nicht fest oder liegt nur im Fell auf, könnt ihr sie leicht mit einer Pinzette entfernen.

Wenn ihr die Vermutung habt, dass euer Hund eine Granne hat, sucht sofort einen Tierarzt auf und versucht, euren Hund an Bewegungen zu hindern, die die Wanderung der Granne begünstigen.

Als Alou ständig ihren Kopf geschüttelt hat und ich bereits die Befürchtung hatte, dass sie eine Granne im Ohr haben könnte, habe ich sie den Weg vom Auto zum Tierarzt getragen, sodass sie sich in der Zeit nicht mehr schütteln konnte. 

Beim Tierarzt wurde sie dann nach kurzem Blick ins Ohr sediert und nach knapp 15 Minuten konnten wir wieder zu ihr ein. Ganze vier Grannen wurden in ihrem Ohr gefunden, von denen sich zwei auch schon ins Trommelfell gebohrt hatten.

Hund beim Tierarzt nachdem Grannen entfernt wurden.

Grannen beim Hund vorbeugen

Leider kann man der Grannen-Gefahr nicht hundertprozentig vorbeugen. Man ist eigentlich nirgends vor den tückischen Borsten sicher. Was auf jeden Fall hilft, ist, den Hund nicht über Getreidefelder laufen zu lassen – das freut nicht nur die Bauern, sondern kann eurem Hund eine Menge Schmerz ersparen. Wiesen, auf denen hohe Gräser wachsen und Feldränder solltet ihr ebenfalls meiden. Nach dem Spazierengehen empfiehlt es sich, seinen Hund nicht nur auf Zecken zu untersuchen, sondern alle Körperstellen gründlich nach Grannen abzusuchen.

Musstet ihr schon Erfahrungen mit Grannen machen? Erzählt es uns gern in den Kommentaren 🙂

Liebe Grüße,
Sophia mit Lando & Alou

Ein Kommentar bei „Sommer-Horror: Grannen beim Hund“

  1. […] unserer Horror-Erfahrung mit Grannen im letzten Jahr, laufen mir regelrecht Horrorszenarien durch den Kopf, wenn ich Hunde in Getreidefeldern sehe. […]

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